Mesch Tschanoff geht nakh Tschaina Taun
Preisträgerausstellung
Alexej Meschtschanow
Eröffnung am Mittwoch, 2. Oktober 2013 | 19 Uhr
Friedrich-Ebert-Straße / Ecke Karl-Tauchnitz-Straße
Ausstellungsdauer: 2. bis 30. Oktober 2013
Begrüßung: Prof. Rainer Schade
Der Preis der Leipziger Jahresausstellung wurde gestiftet von der Sparkasse Leipzig, der Elke und Thomas Loest Stiftung und der Doris-Günther-Stiftung. Er ist dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Klaus Werner (1940–2010) gewidmet.
Der Drang zur Grenzüberschreitung ist nach wie vor eines der Leitmotive des künstlerischen Tuns. Das kontrollierte Verlassen von Konventionen, der Perspektivenwechsel, das Erzeugen von extravaganten ästhetischen und emotionalen Situationen sind dabei die Koordinaten. Doch nimmt man den Begriff „Grenzüberschreitung“ wörtlich, stellt sich die Frage, durch welche (mentale) Landschaft diese Grenze verläuft, welche Bereiche sie trennt – was wird dabei zurückgelassen und was mitgenommen. Mit Grenzüberschreitung kann Verrat, Verrücktheit, Verbrechen gemeint sein, aber auch ein Ausbrechen, eine Auszeit, ein Neuanfang.
Mesch Tschanoff geht nakh Tschaina Taun – so lautet der aus fehlgegangenen Transliterationen zusammengesetzte Titel der Preisträgeraustellung der Leipziger Jahresausstellung des Künstlers Alexej Meschtschanow. Als eine Art Transliteration kann man die bildende Kunst als solches bezeichnen: Eine Sprache, um menschliche Empfindungen zu identifizieren, zu artikulieren und zum Ausdruck zu bringen. Doch unklar sind die Regeln der Kunst und vielfältig ihr Baukasten, sodass es nicht selten zu Lost-in-Translation-Effekten zu kommen scheint. Man kann nicht mit Gewissheit sagen, ob Meschtschanows Stücke ironisch, sarkastisch, zynisch oder bierernst gemeint sind.
Die Ausstellung, lediglich durch die Membran der Mobilzäune vor Vandalismus geschützt, wird in der vorwinterlichen Saison auf der Grünfläche am östlichsten Zipfel des Johannaparks im Außenraum stattfinden. Sich mimikrisch des unbeliebten Charmes der zahlreichen Baustellen bedienend, die seit zwei Jahrzehnten das Stadtbild geradezu prägen, präsentiert Meschtschanow unter erschwerten Witterungsverhältnissen neue Objekte und Installationen, die sich im Spagat zwischen dem Lokalen und Globalen, dem Elitären und allgemein Zugänglichen, den Sehnsüchten und den Tatsachen sowie der Realität und ihrer Abbildhaftigkeit befinden.
Als deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund, übersiedelte Meschtschanow noch zu DDR-Zeiten von Kiew (Ukraine) nach Leipzig, erlebte hier die Wende und studierte von 1997 bis 2005 bei den Professoren Arno Rink und Timm Rautert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.